Aufruf zum Internationalen Kurdistanfestival "Nein zur Todesstrafe – Frieden jetzt!" am 28. August 1999 in Dortmund

Das Todesurteil gegen den Vorsitzenden der Arbeiterpartei Kurdistans, Abdullah Öcalan, und seine frenetisch triumphierende Kommentierung in den türkischen Medien machen deutlich, dass die türkische Regierung immer noch nicht beabsichtigt, auf das Friedensangebot Öcalans und der kurdischen Befreiungsbewegung einzugehen. Gleichzeitig werden jedoch auch in der türkischen demokratischen Öffentlichkeit Stimmen laut, die den Frieden fordern.
Die zeitgleich mit dem Türkeibesuch von Bundesaußenminister Fischer erfolgte erneute völkerrechtswidrige Entführung eines kurdischen Politikers und seine grausame Folterung übermitteln die Botschaft: Die Geheimdienste und der Generalstab der Türkischen Republik schlagen alle durch die europäischen Regierungen, das Europaparlament und den europäischen Ratsvorsitz, durch die Kirchen und gesellschaftlichen Organisationen übermittelten Appelle zur Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts aus.
Armeeführung und Geheimdienste, die wirklichen Machtzentren der Türkei, und in ihrem Gefolge die Regierung, spielen weiter mit dem Feuer. Offenbar beabsichtigen sie, noch stärker auf die chauvinistische Verhetzung des türkischen Bevölkerungsteils und die Niederhaltung jedes Strebens nach Gleichberechtigung und Demokratie zu setzen. Realitätsblind betrachten sie die Friedensangebote Abdullah Öcalans, die in der ganzen Welt Zustimmung und Unterstützung finden, als Zeichen der Schwäche.
Trotzdem lässt sich die kurdische Befreiungsbewegung nicht von dem eingeschlagenen Friedenskurs abbringen. Er verschafft ihr zunehmend internationale Anerkennung und Unterstützung. Sollte der türkische Staat weiterhin auf seiner Konfrontationspolitik beharren, wird er sich schließlich wie das südafrikanische Apartheid-Regime isolieren.

In diesem Sinne soll das Internationale Kurdistanfestival 1999 ein Zeichen der Völkerfreundschaft und Solidarität im Kampf für Demokratie und Menschenrechte setzen und die Forderung nach Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei noch entschlossener erheben.
Wir rufen alle Menschen in Deutschland, Türkinnen und Türken, Kurdinnen, Kurden und Deutsche auf, am 28. August in Dortmund mit uns gemeinsam auf dem Internationalen Kurdistanfestival gegen Chauvinismus und Krieg, für Solidarität und Völkerverständigung einzutreten.

Nein zur Todesstrafe ! Frieden jetzt!